philharmonisches orchester riehen
 

Im Rausch der Romantik

Riehen. Mit einem Konzert voller musikalischer Leckerbissen überzeugte ein weiteres Mal das Philharmonische Orchester Riehen am Samstag im voll besetzten Landgasthof Riehen. Überragende Solistin war die aus Waldshut-Tiengen stammende und jetzt in Basel lebende Susanne Mathé, Violine.

Die Ouvertüre der Oper „Tancredi“ von Gioachino Rossini hatte der Dirigent Jan Sosinski an den Anfang des Konzerts gestellt. Rossini hat zwischen dem 18. und 38. Lebensjahr über 40 Opern komponiert. Seine Musik trägt eine unverwechselbare Handschrift, die auch in dieser Ouvertüre herauszuhören war. Ganz typisch sind die leichten, italienischen Klänge, die sich mit ruhigen, dramatischeren Passagen abwechseln. Oftmals ergeben sich Anklänge an bekannte Rossini-Opern. Das Orchester spielte diszipliniert und zuverlässig wie gewohnt.

Streicherserenade ein beeindruckendes Erlebnis

Inzwischen erfreut sich das Philharmonische Orchester Riehen einer großen Streichergruppe. Dadurch wurde die Streicherserenade in C-Dur op. 48 von Pjotr Tschaikowski zu einem beeindruckenden Erlebnis. Tschaikowski war sehr stolz auf diese Serenade und bezeichnete sie als eine seiner besten Kompositionen. Der erste Satz lehnt sich an Vorbilder von Mozarts Serenaden an. Jan Sosinski lässt dem Orchester Zeit, die Musik schön zu entwickeln. Der Walzer des zweiten Satzes ist oft auch außerhalb des vollständigen Werkes zu hören und hat dadurch einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Im Élégie glänzten die ersten Violinen mit leuchtenden Melodienbögen. Wie aus dem Nichts entwickelt sich das Finale zu einer großartigen Melodie.

Musikalischer wie künstlerischer Höhepunkt war das Violinkonzert in e-moll op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zwischen den ersten Vorstellungen für das Konzert und der Vollendung brauchte Mendelssohn sechs Jahre. Der Komponist lässt die Solovioline zu Beginn des ersten Satzes das Thema vorstellen. Auch die nahtlose Überleitung des ersten in den zweiten Satz war bis dahin unüblich. Susanne Mathé spielt den Solopart mit ausdrucksstarker Intensität.

Tolle Klangfarbe

Ihr Instrument verfügt über eine ausgesprochen ansprechende Klangfarbe und ist in allen Lagen hervorragend ausgewogen. Da hieß es nur: Zurücklehnen und genießen. Der Dirigent erwies sich als aufmerksamer Begleiter, der das Orchester mustergültig dort dämpfte, wo es nötig war.

Animiert durch den stürmischen Schlussapplaus wurde der dritte Satz des Violinkonzertes wiederholt.

Gottfried Driesch

Die Oberbadische vom 28. September 2015


Philharmonisches Orchester Riehen Doppelkonzert in Riehen und Basel

Viel gewagt und fast gewonnen

Das Philharmonische Orchester Riehen, aktueller Kulturpreisträger der Gemeinde, am Samstagabend im Saal des Landgasthofes am Werk

Zu den gern erzählten Anekdoten über Musiker gehört auch diese: Ein Dirigent fordert seine Musiker auf, Forte zu spielen, und die machen das. Doch er wird immer unwilliger, bis er genug von ihrem Spiel hat und sie anfährt: Forte heisst nicht laut, Forte heisst stark! An diese Anekdote musste ich am Sonntagabend in der Martinskirche denken, als das Philharmonische Orchester Riehen, das tags zuvor bereits im Landgasthof Riehen auftrat, unter Jan Sosinskis Leitung Gioacchino Rossinis Ouvertüre zur Oper «Tancredi», Peter Tschaikowskys Streicherserenade in C-Dur und Felix Mendelssohns e-Moll-Violinkonzert spielte. Es ist für den Schreiber nicht leicht, für seine Konzertkritik den richtigen Ton zu treffen, denn einerseits weiss er, dass das Orchester ein Laienensemble ist, doch andererseits verriet das Programm, dass diese Riehener Musiker interpretatorischen Ehrgeiz haben. Eines wurde am Sontagabend ganz klar: Jan Sosinski hatte mit seinen Musikern intensiv gearbeitet und hat in spieltechnischer Hinsicht ein erstaunliches Niveau erreicht. Was jetzt noch fehlt, ist das genau durchdachte, der jeweiligen Musik angemessene Fortespiel, denn in den Tuttistellen wurde es zur plakativen Kraftentfaltungen blosser Lautstärke.

Viel Elan, zu viel Lautstärke

Rossini wird gerne unterschätzt, dabei ist er als Komponist auf seine Weise nicht weniger subtil als zum Beispiel Mozart. Den Riehenern glückte nach der etwas pompös geratenenen gravitätischen Einleitung ein schönes, tänzerisches Themenspiel ganz im Geiste des Maestro, doch darein krachten Tuttifotissimi, die den leichtfüssig-beschwingten Zauber in schwerfüssige Wirklichkeit verwandelten. Im zweiten Thema gelang den Bläsern eine klug dosierte Steigerung - und das Spiel wiederholte sich. Um es resümierend zu sagen: Der Rossini der Riehener hatte Elan, doch er wurde zu schnell zur schwerblütigen Kraftentfaltung.

Vituose Solistin Susanne Mathé

Danach Tschaikowskys Streicherserenade.Im Spiel der vier Sätze «Pezzo in forma di Sonatina», «Valse», «Elegia» und «Finale» überraschten die Riehener angenehm, denn die beiden Mittelsätze glückten ihnen fast prefessionell. Anders gesagt: Immer wenn sie sich punkto Dynamik zurücknahmen, gewann ihr Spiel an musikalischer Qualität. Es ist, so hörte sichs an, ein Problem der ersten und zweiten Geigen, deren Tonbildung immer dann zu resolut wird, wenn sie meinen, sich gegen die Bläser selbstbehauptend Gehör verschaffen zu müssen. Nach der Pause Mendelssohns Violinskonzert - und das wurde dank der hervorragenden Susanne Mathé als Solistin der Höhepunkt des Konzerts. Von Beginn an wurde hörbar, dass sie eine klare Vorstellung von der Musik hat, und da sie spieltechnisch und was Tonbildung, Intonation, Vibrati angeht, über noch leiseste Zweifel souverän erhaben ist, erklang ein Mendelssohn von höchster Intensität. Was ihr Spiel darüber hinaus so hörenswert machte, ist der selbstverständliche Wechsel zwischen geigerischer Bestimmtheit und tönender Anmut, also das Nach- und Ineinander von inniger Kantabilität. Ihr zuzuhören, war ungetrübter Genuss. Das Orchester war ein aufmerksamer und im Andante durchaus gern gehörter Dialogpartner. Jubelnder Beifall und «Allegro molto vivace» als genialer Kehraus.

Niklaus Cybinski

Riehener Zeitung vom 2. Oktober 2015

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